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Die Geschichte der Feuerwehr Holzheim

Es folgt keine Chronologie der Entwicklung der Feuerwehr Holzheim, da es keine genaue Abfolge von Namen und Ereignissen gibt, die belegen, wie sich die Feuerwehr in den vergangen ca. 135 Jahren in Holzheim entwickelt hat.

Doch zunächst einmal ein Blick nach Holzheim ins Jahr 1785. Aus dieser Zeit liegt eine schriftliche Notiz vor, dass die Orte Groß-Eislingen, also das heutige Eislingen-Nord, Klein-Eislingen, heute der südliche Teil der Stadt Eislingen sowie die Gemeinde Holzheim eine gemeinsame Feuerspritze hatten. Stationiert war diese Spritze im Klein-Eislinger Spritzenhaus.

Ansätze für eine organisierte Brandbekämpfung von Feuersbrünsten führen uns in das Jahr 1833. Damals ließen Vertreter der Gemeinden Groß- und Klein-Eislingen verlauten, dass sie die bisher von ihnen und Holzheim gemeinsam finanzierte Feuerspritze veräußern und eine neue kaufen wollten. Der Gemeinde Holzheim unterbreiteten sie das Angebot, die alte Feuerspritze zu einem verbilligten Preis zu übernehmen. Gemeinderat und Bürgerausschuss von Holzheim zeigten an diesem Vorschlag kein Interesse und zogen es vor, weiterhin Beiträge für eine gemeinsame Feuerspritze zu bezahlen, auch wenn Groß-Eislingen aus dem Feuerwehrverbund aussteigen und sich eine eigene neue Spitze anschaffen sollte.

Ein wichtiger Schritt zu einem wirkungsvollen Brandschutz war, dass von 1848 an im Dorf eine Lokalfeuerschau im jährlichen Turnus durchgeführt wurde. Als Feuerschauer wurde der Maurermeister Johann Georg Flitsch und als Urkundsperson Schultheiß Stegmayer gewählt. 1865 erwarb die Gemeinde eine eigene Feuerspritze; als Spritzenmeister konnte sie den Wagnermeister Andreas Blessing und den Schmiedemeister Christoph Benkelmann gewinnen. Damit im Brandfall ein ausreichend großer Löschwasservorrat zur Verfügung steht, führte die Gemeinde 1866 Bachvertiefungsarbeiten durch.

Um den Anforderungen der Bezirksfeuerlöschordnung vom 7. Oktober 1874 gerecht zu werden, wurde im Jahr 1876 in Holzheim eine Freiwillige Löschmannschaft ins Leben gerufen, die aus der Gesamtgemeindekasse bezahlt wurde. Für Brände außerhalb des Gemeindegebiets stellte Holzheim eine Löschmannschaft von 25 Personen ab, daneben standen für Brandfälle innerorts noch eine Spritzenmannschaft und eine Rettungsmannschaft bereit. Eine Visitation des Landesinspektors für das Feuerwehrwesen im Jahr 1882 ergab, dass sowohl hinsichtlich der Ausrüstung als auch bei der Organisation der Holzheimer Feuerwehr erhebliche Mängel bestanden. Auf diese Rüge reagierte der Holzheimer Gemeinderat prompt. Umgehend wurde die Anschaffung einer neuen Spritze beschlossen. Und auch in den darauffolgenden Jahren achtete die Gemeindeverwaltung auf eine ordentliche Wartung und erwarb weitere Feuerwehrgerätschaften.

Wohl wegen einiger satzungstechnischer und formeller Fragen kam es 1886 zu einer Neugründung der Feuerwehr, die nun zur Pflichtfeuerwehr wurde, das heißt, alle Holzheimer Bürger im Alter zwischen 18 und 50 Jahre waren zum Eintritt in die Wehr verpflichtet. Vom Dienst befreit waren unter anderem der Pfarrer, der Postmeister und Briefträger. Gegliedert war die Einrichtung in sechs Bereiche, nämlich in die Steigerabteilung mit 20 Mann, die Spritzenmannschaft à zwei Abteilungen mit je 20 Mann und zwei Spritzenmeistern, die Wassermannschaft mit vier Wasserführern und 32 Mann, die Flüchtmannschaft mit 15 Mann, die Wachmannschaft mit 16 Mann und die Leitermannschaft mit 16 Mann, woraus sich eine Gesamtzahl von 145 Mann ergibt. Als Feuerwehrkommandanten sind Moser und Rapp, später Bürgerausschussobmann Mühlhäuser bekannt.

Spritzenmeister waren zu Zeit der Jahrhundertwende die Herren Benkelmann und Theurer. Für Schmiedemeister Benkelmann rückte 1909 Schmiedemeister Georg Renfftlen als Spritzenmeister nach. Neben ihm amtierte in dieser Funktion der Küfer Christian Schurr, der nach dem Rücktritt Renfftlens im Jahr 1910 dieser Aufgabe allein wahrnahm. Im folgte 1911 der Schmied Wilhelm Benkelmann.

Zu einer Neustrukturierung der Feuerwehr kam es in einer Versammlung am 9. Dezember 1911, als die bis dahin bestehende Pflichtfeuerwehr in eine Freiwillige Feuerwehr umgewandelt wurde. Zur Entwicklung der Feuerwehr Holzheim über die Zeit des 1. Weltkrieges und der Weimarer Republik gibt es so gut wie keine Aufzeichnungen. Besondere Bedeutung für die Entwicklung der Gemeinde Holzheim war sicher der 1. Juli 1926: An diesem Tag wurde die Eisenbahnlinie Göppingen-Bad Boll eingeweiht.

Eine große Zäsur brachte der Beginn des Dritten Reiches – auch für die Feuerwehr. Am 1. Januar 1939 wurden die Berufsfeuerwehren „Feuerpolizei“ und die Freiwilligen Feuerwehren eine „Hilfspolizeitruppe“. Die bis dahin bestehenden Feuerwehrverbände verfielen der Auflösung. Holzheim wurde im Jahr 1939 nach Göppingen eingemeindet. Drei Jahre zuvor wurden hier 1.789 Einwohner gezählt. Es gab 26 Erbbauernhöfe und rund 40 Landwirte, 352 Arbeiter und Handwerker. Größter Arbeitgeber am Ort was das Furnier- und Sperrholzwerk mit bis zu 400 Beschäftigen. Die Markungsfläche betrug 536 Hektar. Ab 1939 war für den Brandschutz in Holzheim die Göppinger Hilfspolizeitruppe zuständig.

Nach dem Zusammenbruch und der Kapitulation im Jahre 1945 wurde alsbald an die Neuordnung der Organisation des Brandschutzes gedacht. Bald wurden wieder Fahrzeugbeschaffungen getätigt. So wurde in Göppingen 1948 ein Tanklöschfahrzeug (TLF 15) gekauft und die älteste Magirus Kraftfahrspritze LF 20 aus dem Jahr 1924 wurde von Holzheim übernommen. Das Fahrzeug hatte 70 PS, einen Wassertank mit 1.500 Litern Fassungsvermögen und eine Besatzung von insgesamt 10 Mann.

Dass dieser - im wahrsten Sinne Oldtimer - nicht mehr einsatzfähig war, wurde im Jahr 1964 bei einem Brand in Holzheim deutlich. Daraufhin wurde beschlossen, in Holzheim ein Löschfahrzeug – Baujahr 1955 – zu stationieren. Es war dies ein Magirus Tanklöschfahrzeug (TLF 15) mit 125 PS und einem 2.500 Liter fassenden Wassertank. Dieses Löschfahrzeug wurde dann Anfang der Achtzigerjahre durch ein 1963 gebautes Tanklöschfahrzeug (TLF 15) Magirus Merkur mit 150 PS abgelöst.

In den Neunzigerjahren kam dann ein 1977 gebautes Magirus-Tanklöschfahrzeug nach Holzheim. Seit ungefähr 2002 ist in Holzheim ein Magirus Löschfahrzeug (LF 16) stationiert, das eine Gruppenbesatzung von insgesamt 9 Mann hat. Ergänzt wurde dieses Fahrzeug über die Jahre von einem Mannschaftstransportwagen. Den heutigen Mercedes Sprinter hat die Feuerwehr Holzheim im Jahr 2009 in Dienst gestellt.

Noch wichtiger für den Bestand einer Freiwilligen Feuerwehr sind nicht allein die Fahrzeuge und die Geräte. Es sind die Menschen, die das Ehrenamt ausüben. Diese haben sich in Göppingen Holzheim bisher stets gefunden. Männer und Frauen, die bereit sind, sich für die Allgemeinheit in den Dienst einer guten Sache zu stellen. Seit nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich der Bestand der Holzheimer Mannschaft kontinuierlich zwischen 25 und 30 Mitgliedern bewegt. Im Jahre 2009 wurde im Ortsteil eine Jugendfeuerwehr gegründet.

Leider konnten keine Informationen über die Kommandanten und Zugführer zwischen den Jahren 1911 bis 1949 in den Archiven gefunden werden. Friedrich Grünenwald war nach dem Zweiten Weltkrieg Zugführer des Löschzuges Holzheim. Ihm folgte der Zimmermeister Otto Moser. Alfred Flitsch, 1950 in die Freiwillige Feuerwehr Göppingen eingetreten, war von 1974 bis 1992 Zugführer. Nachfolger von Alfred Flitsch als Zugführer wurde Ralf Gross, der dieses Amt 1997 an Karlheinz Widmeyer übergab. 2018 folgte dann Benjamin Maunz. Widmeyer wurde 2017 zunächst stellvertretender Kommandant der Feuerwehr Göppingen und ist seit 01. Januar 2019 hauptamtlicher Feuerwehrkommandant.

Im Jahr 2011 wurde im Zuge des Jubiläums 125 Jahre Feuerwehr Holzheim der „Verein der Freunde und Förderer der Freiwilligen Feuerwehr Göppingen - Löschzug/Einsatzabteilung Holzheim“ gegründet. Dieser Verein unterstützt die ehrenamtlichen Tätigkeiten der Einsatzabteilung und fördert die Jugendfeuerwehr.

Lang ersehnt wurde der Neubau des Holzheimer Feuerwehrhauses. Am 30. April 2015 fand der offizielle Umzug mit Einweihung in die neuen Räumlichkeiten statt. Viele Jahre war die Feuerwehr im Bezirksamt untergebracht, was aber über die Jahre einfach zu klein war und nicht mehr zeitgemäß um den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen gerecht zu werden.

Ein weiterer Meilenstein war der Erhalt des ersten neuen Löschfahrzeugs für Holzheim. Dies wurde bereits im Dezember 2019 von der Firma Rosenbauer geliefert. Am 01. Mai 2020 wird es offiziell in Dienst gestellt sein.

Ein Termin der im Holzheimer Veranstaltungskalender nicht mehr wegzudenken ist, ist der Maihock. Zum ersten Mal fand dieser am 01. Mai 1978 statt. Bis dato fand nach dem Krieg kein Maibaumstellen mehr statt. Die Idee war ein Kennenlernfest der neu zugezogenen Bürger (Menschen die durch den Krieg ihre Heimat verloren haben) und der alteingesessenen Holzheimer unter dem Maibaum auf dem Rathausplatz. Gastgeber dieses Festes war der Holzheimer Löschzug mit ihrem damaligen Kommandanten Alfred Flitsch. Dieser Hock wird bis heute fortgeführt.

Die überwiegende Quelle für diese Geschichte ist das Buch „Holzheim – Eine Dorfgeschichte“ aus dem Jahr 1993.

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