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Gemeinsame Einsatzübung mit dem DRK

Schwerer Verkehrsunfall mit 2 betroffenen Personen

Ein PKW knallt frontal gegen eine Mauer. Eine Fußgängerin sieht zufällig das Ereignis, setzt den Notruf über die 112 ab und rennt an den Unfallort. Sie ist mit der Situation völlig überfordert. Durch die Integrierte Leitstelle Göppingen (ILS GP) erhält sie sofort Hilfe. Rettungskräfte der Feuerwehr und des Deutschen Roten Kreuzes Göppingen werden an die Unfallstelle entsandt. Am Telefon wird die Anruferin indes beruhigt und gebeten, vor Ort zu bleiben, um die heraneilenden Einsatzkräfte in Empfang zu nehmen.

Der Übungsablauf

Ein Rettungswagen trifft als erstes ein, sichtet die Einsatzstelle und findet folgende Lage vor, die er der ILS GP rückmeldet:

Eine Person (ein Dummy) liegt schwerstverletzt bewusstlos unter dem Fahrzeug und die schreiende Fahrerin des verunfallten Fahrzeuges ist augenscheinlich eingeklemmt sowie stark am Kopf verletzt. Es wird ein weiterer Rettungswagen sowie ein Notarzt nachalarmiert.

Die Feuerwehr trifft ein, stimmt sich mit dem Rettungsdienst zur Vorgehensweise ab und leitet die technische Rettung ein. Das stark deformierte Fahrzeug wird schnell gesichert und angehoben, um die unter dem Fahrzeug liegende Person befreien zu können. Anschließend leiten die Einsatzkräfte die technische Hilfeleistung und Rettung der eingeklemmten, nicht zugänglichen Fahrerin ein. Mit hydraulischen Rettungsgeräten erfolgt die Öffnung des Fahrzeugdachs. Die hydraulisch betriebenen Hebe- und Rettungsgeräte gehören zu den am häufigsten zum Einsatz kommenden Hilfeleistungsgeräten der Feuerwehren.

Die zweite Person im verunfallten Fahrzeug wird mittels Analgosedierung (medikamentöse Schmerzausschaltung bei gleichzeitiger Beruhigung) über die geschaffene Dachöffnung mit einem Spineboard, einer speziellen Rettungstrage, gerettet. Dabei steht auch immer Löschmittel (Wasser und Schaum) für den Brandschutz am Fahrzeug bereit. Beide schwerstverletzen Patienten wurden nach der Versorgung im Rettungswagen dem Schockraum der Klinik übergeben. Die klinische Aufnahme der Patienten wurde im Holzheimer Feuerwehrhaus simuliert und durchgeführt.

Klare Übungsziele und Absprachen sind mitentscheidend

»Ohne klare Übungsziele machen gemeinsame Einsatzübungen in diesem Umfang und mit dieser hohen Übungsintensität keinen Sinn«, so Manuel Choya. Konkrete Übungsziele sind im Vorfeld durch die Übungsverantwortlichen Benjamin Maunz, Manuel Choya und Sven Feiner definiert worden:

  • Prägnantes Abklappen des Fahrzeugdachs nach hinten durchführen (Feuerwehr)
  • Korrekte Vorgehensweisen in der medizinischen Versorgung realisieren (Rettungsdienst)
  • Koordiniertes Zusammenarbeiten zwischen Feuerwehr und Rettungsdienst üben (Feuerwehr & Rettungsdienst)

Die vollständige Dachentfernung ermöglicht einen sehr guten Zugriff von allen Seiten auf das Unfallfahrzeug. Allerdings ist diese Methode in der Regel auch mit einem hohen Zeitaufwand verbunden. Im Einsatz muss von der Feuerwehr gemeinsam mit dem Rettungsdienst abgewogen werden, ob dieser Aufwand vertretbar und sinnvoll ist.

Bei der gemeinsamen Übung haben Notfallsanitäter-Azubis aus dem zweiten Ausbildungsjahr des Rettungsdienstes die Möglichkeit bekommen, bei einem schweren Verkehrsunfall die Patientenversorgung zu leiten und gemäß den vorgegebenen

Handlungsempfehlung des Rettungsdienstes abzuarbeiten. Zudem war die Koordination des Einsatzes mit der Feuerwehr zu üben und an einen Notarzt zu übergeben.

Neben den organisationsspezifischen Tätigkeiten und Abläufen ist für den maximalen Einsatzerfolg immer wichtig, dass die beteiligten Hilfsorganisationen die taktischen Entscheidungen gemeinsam erörtern und mögliche (taktische) Handlungen aufeinander abstimmen.

Übungsvideo gedreht und online gestellt

Die gemeinsame Übung der Hilfsorganisationen ist zum Anlass genommen worden, ein Kurzvideo zu drehen und dies auf den Social-Media-Kanälen zu veröffentlichen. Auf der Homepage und dem YouTube-Kanal der Feuerwehr Göppingen ist das Video zu sehen. Es zeigt den Ablauf und einzelne Tätigkeiten der Einsatzkräfte – sehenswert!

Unter diesem Link ist das Video online abzurufen:

https://www.youtube.com/watch?v=iuErvw40tMY

Nachbesprechung ist wichtig

 »Ohne eine ordentliche Übungsnachbereitung ist eine gemeinsame Übung für alle Beteiligten wertlos. Eine Einsatzübung ist dann gelungen, wenn das Erreichen des Übungsziels beobachtet, mit allen Beteiligten strukturiert nachbesprochen und aus dem Erlebten gelernt wurde«, so Kommandant Karlheinz Widmeyer. Bei der gemeinsamen Nachbesprechung im Feuerwehrhaus Holzheim und einem leckeren Wurstsalat mit Kaltgetränken waren sich alle Beteiligten auch einig darüber, dass es zeitnah eine Wiederholung eines ähnlichen Übungsszenarios geben wird.

INFOBOX:

Aufgrund der vielfältigen Lagen, mit denen die Feuerwehren und Rettungsdienste bei Verkehrsunfällen in der Praxis konfrontiert werden, gibt es keinen »goldenen Weg» für die technische und medizinische Rettung. Ein Grundsatz lautet daher in der Gefahrenabwehr: »Erlaubt« ist, was unter den gegebenen Umständen am schnellsten und sichersten zum Ziel führt, ohne die Betroffenen weiter zu gefährden. Die Aufgabe der Feuerwehr besteht bei einem Verkehrsunfall in der technischen Rettung. Der Rettungsdienst übernimmt die medizinische Versorgung der Patienten. Die Firma ETG/DU: Willkommen in der Umwelt in Holzheim stellte für die Einsatzübung ihr Werksgelände zur Verfügung.

DANKE

Ein besonderer Dank gilt den Übungsverantwortlichen Manuel Choya, Sven Feiner, Fabian Ungaro und der Notärztin Dr. Nikola Kandhari (Klinik am Eichert) für ihren Einsatz. Darüber hinaus möchten wir uns bei den schreienden Mimen Marina Gündert & Alina Kienzle bedanken, die dem einen oder anderen Retter einen „Schauer“ über den Rücken laufen ließen. Ohne Euch wäre so eine Übung nicht möglich gewesen.

KREUZ + QUER - Das aktuelle Info-Magazin des Deutschen Roten Kreuz im Landkreis Göppingen

(Quelle: siehe Link)

Auch das DRK-Kreisverband Göppingen e.V. berichtet in seinem Info-Magazin Kreuz + Quer Ausgabe 126 auf Seite neun über die gemeinsame Übung der Hilfsorganisationen.

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